Auf Empfang! Die Geschichte von Radio und Fernsehen

100 Jahre Mediengeschichte im TECHNOSEUM Mannheim

Ausstellung bis 12.11.2023

Vom Funkmast …

… bis zu Fake News

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Play Video about Die Original-Puppen von „Käpt’n Blaubär“ in der Ausstellung. Zu sehen sind Hein Blöd und Käptn Blaubär. Zwei Kinder betrachten die Puppen.

… Bereit für eine Zeitreise?

Bild “Funkstunde”: (c) rbb/Thomas Ernst

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29. Oktober 1923

Der erste deutsche Radiosender mit einem regelmäßigen Programm nimmt seinen Betrieb auf.

Was ohne zahlende Teilnehmer, aber mit etlichen Schwarzhörern begann, entwickelte sich im Laufe des 20. Jahrhunderts zu den Massenmedien Radio und Fernsehen. Mit der Ausstellung feiert das TECHNOSEUM das 100-jährige Jubiläum.

Zwei Männer betrachten das "Funkstunde"-Mikrofon in der Ausstellung.

Als das erste Radioprogramm aus dem Berliner Vox-Haus tönte, gab es dort offiziell noch keine Sendegesellschaft. Erst am 10. Dezember wurde die Radio-Stunde AG gegründet und später in Funk-Stunde umbenannt.
Aktionär war neben der Post die Vox-Schallplatten und Sprechmaschinen-AG. Dieses Mikrofon wurde seit 1924 bei der Funk-Stunde genutzt. Um Stöße zu dämpfen, ist es mit Federn schwingend aufgehängt.

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Der zündende
Funke

Kein Radio ohne elektromagnetische Wellen

Dazu hat maßgeblich der Italiener Guglielmo Marconi (1874-1937) beigetragen, der ein markttaugliches Funksystem entwickelte. Wie das funktioniert, könnt ihr an einer nachgebauten Funkanlage ausprobieren!

„Sinking wants immediate assistance“

Telegramm von der Titanic an die Baltic, in dem um Hilfe gebeten wird, da der Untergang der Titanic droht.
Leihgabe Museum für Kommunikation, Frankfurt a. M.

Der Untergang der Titanic am 14./15. April 1912 zeigte die Bedeutung der Funktechnik für die zivile Schifffahrt, deckte aber auch Schwächen der Betriebsabläufe auf. Daher wurden im Nachgang Verbesserungen beschlossen: Bisher durften Schiffe mit Marconi-Stationen nur untereinander funken. Nun sollten Nachrichten unabhängig vom Funksystem ausgetauscht werden. Außerdem musste der Funkraum rund um die Uhr besetzt sein. Für kleinere Schiffe mit nur einem Funker wurden automatische Funkempfänger entwickelt, die bei Eintreffen eines Notsignals Alarm schlugen.

Gekappte Telegrafenleitungen ...

… waren ein Problem im Ersten Weltkrieg. Die Lösung: Die Rundwirkung der elektromagnetischen Wellen. So verbreiteten deutsche Übersee-Funkstationen in neutralen Ländern nun Nachrichten nicht mehr nur Punkt-zu-Punkt per Leitung, sondern per „Rund-Funk“ an „alle“..

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Fun, Fun, Fun!

Vom Hörspiel
zur Gymnastikübung

Die Nutzung des neuen Mediums war zuerst streng reglementiert. Selbstgebastelte Radios waren verboten. Die ersten Sendegesellschaften entwickelten sich in dieser Zeit. Herstellung, Handel und Werbung wurden angekurbelt.

Gedrucktes Begleitmaterial zur Radio-Gymnastik. Zu sehen sind verschiedene Übungen zum Nachmachen Ein wesentliches Ziel des Rundfunks der 1920er-Jahre war die kulturelle Bildung. Dies betraf Kunst, Literatur oder Musik, aber auch ganz lebenspraktische Bereiche wie Kochrezepte, Brettspiele oder Sportübungen. Vorausgesetzt wurde ein aktives Mitdenken und -machen der Hörerschaft. Als Unterstützung dienten gedruckte Begleitmaterialien. Sie erläuterten Details und sollten das Gelernte festigen.

In den 1920er-Jahren kam die Idee eines „Unterhaltungsrundfunks“ auf. Das Angebot reichte von Sprachkursen über Hörspiele bis hin zu Gymnastikübungen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bekam das Radio Konkurrenz durch das Fernsehen. Doch Hörspiele waren weiterhin beliebt. Der abgebildete Klingelkasten zur Hörspielvertonung stammt aus der Zeit von 1950–1960 und wurde im Südwestfunk (heute SWR) genutzt. 

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Rundfunk unterm
Hakenkreuz

Wie Soldaten im Gleichschritt...

… steht er in den Vitrinen: Der Volksempfänger „VE 301“ wurde im Auftrag des Propagandaministeriums entwickelt und kam 1933 in den Handel. Alle großen Rundfunkfirmen mussten das Gerät baugleich herstellen. Im Verhältnis zu anderen Radios aus dieser Zeit war der Volksempfänger deutlich günstiger.

Nicht nur zu Hause, auch im Betrieb sollten die Hitler-Reden zu hören sein. Dafür wurden eigene Beschallungssysteme entwickelt wie das Radio „DAF 1011“ mit Rundlautsprecher. Die Zahl „1011“ nahm Bezug auf eine im Rundfunk übertragene Rede Hitlers in den Berliner Siemens-Werken am 10. November 1933. Wie der Volksempfänger „VE 301“ gehörte der „DAF 1011“ zu den Gemeinschaftsempfängern, die alle großen deutschen Radiohersteller produzieren mussten. Als Zusammenschluss der beteiligen Firmen wurde die Rundfunktechnische Erzeugergemeinschaft G. m. b. H. gegründet.

Mit der Verordnung über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen drohte ab 1. September 1939 auf das Hören ausländischer Sender Gefängnis oder Zuchthaus. Bei Verbreitung des Gehörten konnte sogar die Todesstrafe folgen. Entsprechende Warnschilder der NSDAP sollten an allen Radios befestigt werden. In Form des „Radio-Sende-Spiels“ erreichte die Botschaft auch Kinder und Jugendliche. Wer auf ein „Ausslandssender-Feld“ kam, musste laut Anleitung einen Pfennig zahlen und neu anfangen.

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Es wird bunt!

Das Fernsehen zieht ein...

… und macht dem Radio starke Konkurrenz in deutschen Wohnzimmern. Anfangs nur auf einige Stunden Live-Programm begrenzt, entwickelt sich das Fernsehen im Laufe der Jahre zu einem Massenmedium, das bis heute Gewohnheiten und Tagesabläufe bestimmt.

„Unser Sandmännchen“...

… wird ab 1959 im DDR-Fernsehen ausgestrahlt. Die in Stop-Motion-Technik produzierte Sendung begleitete über Jahrzehnte junge Zuschauer auf dem Weg ins Bett. Den westdeutschen Kindern erzählt das West-Sandmännchen die Gutenachtgeschichten – allerdings mit mäßigem Erfolg. Durchgesetzt hat sich bis heute der kleine Mann aus der DDR.

Kein „Adenauer-Fernsehen“...

… startet 1963, sondern das öffentlich-rechtliche
Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) als Kontrast zum ARD-Gemeinschaftsprogramm, bald gefolgt von den dritten ARD-Programmen. Konrad Adenauer plant ursprünglich ein staatliches zweites Programm.

Startschuss mit Panne

Auf der Funkausstellung 1967 drückt Willy Brandt den roten Knopf, um das Farbfernsehen zu starten. Doch leider sehen die Zuschauer vor den Geräten bereits kurz davor das Bild in Farbe. Der Original-Knopf ist in der Ausstellung zu sehen!

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Die Privaten kommen!

Konkurrenz belebt das Geschäft.

Seit 1984 gibt es in Deutschland „die Privaten“, also private Radio und –fernsehsender. Die öffentlich-rechtlichen Medien müssen sich der neuen Situation anpassen. Eine Zeit des Umbruchs beginnt, in der regionale Sender und das Formatradio entstehen. Zielgruppenorientierung gewinnt an Bedeutung; mehr Gameshows und amerikanische Serien werden ins Programm aufgenommen.

„Ich seh in dein Herz“...

… und die Menschen sehen in die Flimmerkiste. Nicht selten richten die Zuschauer ihren Tagesablauf nach den Lieblingssendungen aus. Kultige Fernsehserien fesseln das Publikum, sogar täglich. 1992 startet bei RTL die Daily Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, die erstmals an ein junges Publikum gerichtet ist. In der Ausstellung ist eine Originalkulisse zu sehen!

Studiotechnik erleben!

Bei uns ist das möglich. In der Ausstellung führen wir eine funktionsfähige Bildregie des ältesten privaten Regionalsenders, des Rhein-Neckar-Fernsehens, vor.

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Kindheitshelden

Seemannsgarn & Löwenzahn

Die Maus, Käpt’n Blaubär und Hein Blöd, „Löwenzahn“ oder „1, 2 oder 3“ – wer kennt sie nicht? Die Helden des Kinderfernsehens wecken viele schöne Erinnerungen. Wir zeigen auch die Technik hinter den Sendungen, die die Lieblinge zum Leben erweckt.

Mit dem Smartphone könnt ihr die Maus in 3D in die Realität holen: Postet eure gemeinsamen Schnappschüsse mit #technoseum und @technoseum auf Facebook, Twitter und Instagram.

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News, News, News!

Guten Abend...

… meine Damen und Herren: Selbst eine Nachrichtensendung moderieren und Studio-Feeling erleben? Bei uns geht das! Gleich vor mehreren Studiokulissen des SWR kann man vom Teleprompter ablesen und beispielsweise Nachrichten vorlesen.

In unserer Sprecherkabine geht ihr auf Sendung und kündigt die nächsten Songs im Radio an. Dabei solltet ihr aber immer auf das Timing achten. Das kann doch jeder? Probiert es selbst aus!

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Designhighlights

Ziemlich schräg...

… ist der 131 kg schwere Kuba Komet 1223 SL: Der imposante Fernsehschrank galt in den 1960er-Jahren als Symbol für gehobenen Standard und Extravaganz.

Die WEGA-Studie (1966 – 1970) für ein Fernsehgerät in Kugelform zeigt die innovative Seite der damaligen Gestaltungssprache. Die Studie war sicherlich inspiriert von dem 1966 vorgestellten Kugelsessel des Finnen Eero Aarnio (* 1932).

Der Phonosuper SK 4 der Firma Braun räumte mit allem auf, was bis dahin auf dem Markt üblich war: ein leichtes Gerät für den Tisch oder das Regal, kantig zwischen zwei Zargen aus hellem Holz, mit weißlackiertem Blechkorpus und einem Deckel aus transparentem Plexiglas, einem Material, das noch nie in diesem Zusammenhang zum Einsatz gekommen war und dem Gerät zu seinem märcheninspirierten Zusatznamen verhalf: „Schneewittchensarg“.

Ende der 1980er-Jahre entwickelte der Fernsehhersteller Loewe eine neue, eigenständige Formensprache. Der zentrale Knopf erinnert an das „magische Auge“ alter Radios. Bei der Gestaltung der Rückseite griff man bewusst die Form einer Fernsehröhre auf, um die zentrale technische Komponente eines Fernsehgeräts nicht völlig zu kaschieren. Das magische Auge fand sich auch noch im Flachbildschirm „mimo“ wieder.

Noch nicht genug?
Dann kommt vorbei!